Die Obermüller Musikanten

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Inmitten des 19. Jahrhunderts, noch zur Regierungszeit König Ludwigs I. von Bayern, wurde Michael Obermüller (1846 – 1924) im Großzacherl-Hof in Hartpenning geboren. Den ersten Musikunterricht erhielt er zusammen mit seinen vier Brüdern bei Lehrer Gastberger sowie Zitherunterricht beim Zithervirtuosen Franz Xaver Steiner. 1870 kam Michael Obermüller als Soloklarinettist zum Musikkorps des I. Bayerischen Infanterie Regiments unter Johann Wilhelm Siebenkäs. Die Bayerische Armee zog 1870/71 auf Geheiß König Ludwigs II. in den Deutsch-Französischen Krieg, an dem sich somit auch Michael Obermüller als Militärmusiker zu beteiligen hatte. Danach ließ er sich in Wattersdorf als Landwirt auf dem „Moar“-Anwesen nieder und wirkte zudem als Musikmeister, Komponist und Lehrer am Realschulinstitut Weyarn. Die musikalischen Wurzeln der Familie Obermüller gehen indes wohl schon in die Zeit vor der Säkularisation und der damit verbundenen Auflösung des Klosters Weyarn im Jahr 1803 zurück. Aus der Zeit des Augustiner-Chorherrenstifts Weyarn sind noch Werke von Joseph Adam Obermüller erhalten.

gruender_obermueller_michaelAm 10. Februar 1886 gründete Michael Obermüller zusammen mit seinen drei Söhnen und sieben musikbegeisterten Bauernburschen aus der Pfarrei Neukirchen die Blaskapelle Obermüller sowie den „Obermüller’schen Zitherklub“. In den Statuten heißt es: „Zweck des Obermüller’schen Musikvereins ist die Hebung der Instrumental-Musik zum kirchlichen und konzertmäßigen Gebrauche“. Dazu kamen aber noch zahlreiche weitere Aufgaben, wie beispielsweise Tanz- oder Marschmusik, außerdem fungiert die Blaskapelle als Vereinsmusik des Lindlvereins Weyarn, der Veteranen- und Reservistenvereine Neukirchen und Weyarn und des Trachtenvereins Neukirchen. Nach dem ersten Weltkrieg, bei dem vier Obermüller-Burschen zur Militärmusik einrücken mussten, übernahm Michael Obermüller jun. (1874 – 1954) die Kapelle. Neben seiner Tätigkeit als Musikmeister der Blaskapelle Obermüller wirkte dieser auch in den Kirchenchören Neukirchen und Weyarn und gab Musikunterricht. Dessen Sohn, Michael Obermüller (* 1926), wirkte ebenfalls als Komponist, Posaunist und Organist in Weyarn und genießt als Bass-Sänger in namhaften Chören einen hervorragenden Ruf. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass – nach dem Vorbild der Militärmusik – im Hause Obermüller auch die Streichmusik ihren festen Platz einnahm.

georg_obermueller_senGeorg Obermüller sen. (1910 – 1994), Enkel des Kapellengründers, stammte aus dem „Wastlhauser-Anwesen“ in Stürzlham und übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg die Leitung der Kapelle. Er war Mitglied der Schlierseer Kurkapelle (50 Jahre), der Bergwerksmusik Hausham (30 Jahre) und der Stadtkapelle Miesbach. Zudem war auch er in den Kriegsjahren als Militärmusiker in Russland stationiert. Dieser Erfahrungen waren es auch, die ihn veranlassten, die Kapelle Obermüller nach dem Vorbild der Militärmusik neu zu formieren. In die Zeit seines 40jährigen Wirkens als Leiter der Kapelle Obermüller fiel die Gründung des Musikbundes von Ober- und Niederbayern, dessen Gründungsmitglied Obermüller war. Seit 1954 werden Frühjahrskonzerte zusammen mit dem Männergesangverein Seeham gegeben. Georg Obermüller gehörte seit Kindheit dem Kirchenchor Neukirchen an, den er auch 40 Jahre lang leitete. Aus der Obermüller-Verwandtschaft stammt auch Hannerl Obermüller (1920 – 2003), die Jodlerin am „Münchner Platzl“. Sie heiratete im Jahr 1940 Otto Ebner, den Leiter der Blaskapelle Otto Ebner. Auch stammt der Klarinettist der Müchnener Staatsoper und Professor an der Musikhochschule München, Kammervirtuose Prof. Hans Obermüller (1913 – 1986), aus dieser Familie, in diesem Fall der Obermüller-Verwandtschaft aus Dietramszell.

georg_obermuellerGeorg Obermüller jun. (* 1955) war das musikalische Talent sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Schon als Kind erlernte er Klavier und Orgel. Auf letzterem Instrument unterzog er sich einer Prüfung und versah bereits im Alter von 13 Jahren den Organistendienst in der Pfarrei Neukirchen. Er erhielt Trompetenunterricht bei Karl Hertel vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und erlernte autodidaktisch die Instrumente Akkordeon und Steirische Harmonika. Im Jahr 1986 übernahm Georg Obermüller jun. von seinem Vater die Leitung der Blaskapelle Obermüller, nachdem er bereits einige Jahre zuvor Leiter des Männergesangvereins Seeham wurde. Besondere Erwähnung verdienen seine Kompositionen, Arrangements und Chorsätze, darunter u. a. eine Fassung für gemischten Chor und Männerchor der Fischbachauer Messe von Kathi Greinsberger. In die Zeit seines 20jährigen Wirkens als Leiter der Blaskapelle Obermüller fallen die Mitwirkung bei der Fernsehsendung „Mei liabste Weis“ mit Franz Posch im ORF, ein Dokumentarfilm von Sepp Eibl über die Blaskapelle Obermüller 1996 im BR, ein Radiobeitrag von Stefan Semoff sowie ein Dokumentar- und Archivfilm von Gerald Groß für den Bezirk Oberbayern. Im Jahr 2002 wurde Georg Obermüller von der Wirtsfamilie Sperger die Organisation und Leitung der Musik im Hofbräuhaus München übertragen. Beim Frühjahrskonzert zum 120jährigen Bestehen der Blaskapelle Obermüller am 9. April 2006 übertrug Georg Obermüller die Verantwortung an seinen Sohn Maximilian (* 1986), dem seither die Leitung dieser traditionsreichen Blaskapelle obliegt.

max_obermueller_portraitMaximilian Obermüller, Jahrgang 1986, erhielt von 1997 bis 2001 Akkordeonunterricht bei Georg Schwenk und von 2000 bis 2003 Trompetenunterricht bei Hans Kröll. Von 2005 – 2007 (nach seiner Maurerlehre) absolvierte er ein Vorbereitungsstudium „zentrales künstlerisches Fach Trompete“ bei Erich Rinner am Tiroler Landeskonservatorium und von 2007 bis 2009 studierte er an der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz bei Prof. Josef Eidenberger und Bernhard Bär. Seit 2009 arbeitet er als freischaffender Musiker und Komponist. Max Obermüller kann auf zahlreiche Workshops, u. a. bei Hans Gansch, Josef Bammer, Franz Wagnermeyer und Hans Jürgen Huber sowie auf zahlreiche Orchesterengagements, u. a. beim Münchner Jugendorchester, European Philharmonic Orchestra, Linzer Musikverein, Symphonieorchester of India, Georgischen Kammerorchester Ingolstadt und beim Domorchester München zurückblicken. Neben seiner Tätigkeit als Leiter der „Blaskapelle Obermüller“ wirkt er zudem bei der „Obermüller Streichmusik“, der „Spielmusik Hans Lederwascher“, den Ensembles „Holzfrei Böhmische“, „Blechbriada“ und „Die Nockherberger“ mit. Maximilian Obermüller steht ein reicher Notenschatz zur Verfügung, der in den vergangenen 125 Jahren sukzessive erweitert und den unterschiedlichen Gegebenheiten angepasst wurde. Darunter findet sich auch der „Nachlass Otto Ebner“ sowie zahlreiche Kompositionen der „Kapellmeisterdynastie“ Obermüller.