Daidalos
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Manfred Dinnes
EIDOS I – III, 2009
Beabsichtigt in seiner Form der Substanz der Idee zu folgen Dem Teil von Welt, den nicht das Ding an sich voraussetzt Sondern das Wesenhafte selbst in Erscheinung bringt
Skulpturen in den Weg gestellt!
Fragen sind Resultat der Auseinandersetzung von Individuum und dessen Empfinden in gesellschaftlicher Struktur. „EIDOS I – III“ sind das Mahnende. Sie stellen etwas vor, das der Mensch meidet, dem er nicht gewillt ist, ins Auge zu blicken: die eigene Zeitlichkeit, in der er vergeht.
Es ist nicht von ungefähr, wenn eine der Skulpturen, „EIDOS I“ den Untertitel trägt: “ NON FUI – FUI – NON SUM – NON CURO“. Diese Inschrift, römischen Ursprungs, mag ihren Ausdruck darin finden, dass sie gemahnt an unzählige Schicksale. „Einst war ich nicht – Dann war ich – Jetzt bin ich nicht – Und es grämt mich nicht“. Worte, die nachdenklich stimmen, angesichts eines Umbaus der Gesellschaft, der dazu angetan sein sollte, den Menschen wieder in den Vordergrund zu stellen. Ihn nicht als Ware verkommen zu lassen, als Rad im Getriebe einer unseligen Beschaffungsstruktur. Das Maß der Dinge, die ihn umgeben, muss er selbst bleiben mit seinen Werten, seinen ca. 80 Jahren Lebensdauer.
Darin findet sich dann auch der sinnfällige Untertitel von „EIDOS – II“. „Glaube ist Stoff der Dinge und der Beweisgrund für die Unsichtbaren“. Dante Alighieri, von dem dieser Satz stammt und der nichts anderes besagt, als dass die Vorausschau des Menschen eng begrenzt ist – diese Zeilen 1500 Jahre später als „NON FUI – FUI – NON SUM – NON CURO“ niedergelegt, geben wieder, das Menschsein eingebettet ist in die Abläufe seines eigenen Werdens. Nichts anderes entspräche seinem Sinngehalt. „EIDOS – II“ wird zum Ausdruck dafür, welche Rolle der Mensch als Individuum sich selbst zuschreibt und was ihn in Zukünftiges leitet.
„Laß‘ die Moleküle rasen, was sie auch zusammenknobeln! Laß‘ das Tüfteln, laß‘ das Hobeln, heilig halte die Ekstasen“. Diese Worte, geschrieben von Christian Morgenstern und wieder verwendet als Untertitel von „EIDOS – III“ belegen einmal mehr den Standpunkt des Werkes, der daran ermessen werden mag, wohin wir uns bewegen. Diese Bewegung als Aktivposten entspräche mehr der Entwicklung unseres menschlichen Daseins. Seine Qualität läge in der Voraussetzung, dieses Sich-Entwickeln zu akzeptieren.
„EIDOS I – III“ sind damit aus künstlerischer Sicht nicht lediglich Skulpturen die Wege beschreiten, sondern durch ihr Gewordensein Wege durchkreuzen mit der Frage, wie viel wahrzunehmen wir fähig sind und wie viel wir umzusetzen vermögen aus der gewonnenen Weltschau.
Metamorphose
Dinge verstehen heißt: „sich ein Bild von den Dingen zu machen“. Verstehen ist demnach ein wandelbarer Begriff, der sich stets neu definieren muss. Verständnis gemessen an unserem heutigen Naturbegriff bedeutet: Einbeziehung des Lebensraumes in den Denkraum in globaler Hinsicht. Dies ist eine kulturelle Leistung, die bisher so nicht existent war.
– „Metamorphose“ ist der genetische Abdruck dieser Leistung, kulminiert in der Fassung des Werkes selbst – der Wandelbarkeit des menschlichen Denkens in seiner Umwelt. Wir bewegen uns in einer bewegten Welt (Metabole).
– Metamorphose“ ist Resümee und Durchgangsstadium einer zukunftsorientierten geistigen Haltung, welche sich an den Prämissen dieser Wandelbarkeit manifestiert.
Die Objektstele in ihrer Bildnerischen Aussage nimmt Bezug auf den Prozess der Umwandlung, der Assoziation von Faktorennetzen, die an unerwarteter Stelle neue Konzeptionen erbringen. Wahrnehmung heißt in dieser Hinsicht nicht, Rückgriffe auf bekannte Bilder aus Erfahrung oder Erinnerung vorzunehmen, sondern neu in Bild zu fassen, um Verstehen neu zu begreifen
Umbilicus I-III, 2009
Man vergisst zu leicht, wie filigran jegliches Machwerk der Menschen an seinen Rändern zu beurteilen ist. Sind wir überhaupt in der Lage, das Ausmaß unseres Handelns abzuschätzen? Wohl kaum, werden wir angesichts der Großwetterlage politischer und wirtschaftlicher Strukturen sehr bald feststellen. Wir dümpeln dahin im Meer des Ungewissen, verzagen am Bodensatz geringfügigster Abweichungen – fallen aus dem Bild. Wir haben verlernt, uns selbst zu erfinden, geschweige denn zu definieren. Dafür entstehen Skulpturen. Weil sie versinnbildlichen, dass der Mensch nach wie vor im Mittelpunkt stehen muss. Weil diese in dem ganzen Zivilisationsirrsinn, dem Aberglauben des Alles- Machbaren durch ausgeklügelte Technologien, standhalten. Kunst ist Energie, will stets erobert werden im Sinne von Deutung. Sie ist nicht marktschreierisch, verzagt aber nicht. Kunst muss auch als Transportmittel begriffen werden. Mit ihr werden Visionen sichtbar um IDEE zu entwickeln. Das ist ein Ziel, ein Versprechen, Orientierung. Kunst ist ‚SCHON‘ und bietet die Möglichkeit das Wirklichkeitsbild umzuwandeln in Tatsächlichkeit.
Jeder Punkt auf einer Kugel ist deren Mittelpunkt: Umbilicus I -III macht dies anschaulich.
Umbilicus I – III ist nach EIDOS I – III die sichtbare Ausweitung skulpturaler Erscheinungsformen im Werkcharakter. Dabei entwickelt sich ein Raumkörper, der das Werden in den Vordergrund stellt. Werden ist dabei als Frage zu verstehen.
walled in – walled out
„ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“
ist Ausdruck menschlicher Existenz im Zwiespalt mit der eigenen Daseinsbegrenzung. Das Leitbild des endlosen Scheiterns durchzieht dieses, sein Leben und die eigene schöpferische Potenz vergilbt angesichts dieses Bewusstseins zum Klagelaut. Die Zerrissenheit benötigt keine Mänaden; er vollzieht diesen Prozess selbst, an sich selbst zu jeder Stunde, tagein, tagaus, entschwindet zum Schatten.
„Fede e sustanzia di cose sperata
ed argomento delle non parenti“.(„Glaube ist Stoff der Dinge, die wir hoffen
und der Beweisgrund für die unsichtbaren“)
-Dante Alighieri
So wie sich Dante auf dem Weg durch seine eigene Vorstellung von Vergil begleiten lässt – einer Vorstellung von Raumarten und Zeitarten, – durchbricht „Walled in – walled out“- ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“ die bestehende Vorstellung von Wirklichkeit, indem er ihr die Welt der Möglichkeit entgegensetzt. „Zeit – Räume“ und „Raum – Zeiten“. prägt das Werk. Es ist nicht Bild von „Etwas“ – ES IST.
Das Konzept:
Bilder verstellen den Weg
Die übliche Art des Bildes die Wand als Hintergrund zu benützen, wird verlassen. Stattdessen bildet dieses zyklische Werk selbst eine Mauer. Das Werk ist beidseitig zu umgehen, jedoch ist immer nur eine Seite sichtbar. Der gesamte Eindruck kann jeweils nur über die Erinnerung zusammengefügt werden.
Das Bildwerk als Zeitfenster
So wie der Mensch bruchstückhaft aus Tatsächlichkeit ein Wirklichkeitsbild erstellt, verhält sich das Werk. Jedes Ding hat zwei Seiten, immer nur verhalten wir uns einseitig. Dabei lässt sich nicht erörtern, vor welcher Seite wir gerade stehen. Wir ver-mauern uns stets auf’s Neue.
„Walled in – walled out“
ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“ ist Ausdruck der Existenz, die einerseits von der Substanz der Dinge seine Orientierung ableitet, andererseits jedoch das Ding an sich nur von der Warte der Summation von eigenen Erinnerungen und Prägungen wahrzunehmen vermag. Der Mensch als Sammelpunkt gewesener Dinge bewegt sich wie eine Membrane. Er saugt nur ein Bild ab, das einer Abbreviatur gleicht.
„Walled in – walled out“
ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“
Das Werk, bestehend aus sechs Bildwerken mit zwölf Seiten entstand von März bis August 2010
Die Exponate (70 x 70 cm), beidseitig bearbeitet, hängen schwebend in sechs einzelnen Edelstahlrahmen, die ihrerseits wieder in eigenen Ständern aufgehängt sind. Größe der jeweiligen Exponate: Höhe: 220 cm, Breite: 80 cm, Basistiefe der Sockel: 80 x 80 cm, Tiefe der Edelstahlrahmen: 60 mm. Die Konstruktion ist freistehend.